Programm
Beginn der Veranstaltung/Übertragung ab 11 Uhr
anschließend Ökumenischer Gottesdienst
12.00 Uhr
Festveranstaltung
13.30 Uhr
Diskussionsrunde und Live-Schaltungen
15.00 Uhr
Ende der Veranstaltung/Übertragung
Deutschlandtreffen der Schlesier 2015 vom 20. bis 21. Juni in Hannover mit guter Rheinland-Beteiligung
Das Land Niedersachsen, das seine Rolle als wohlwollender Unterstützer und Fürsprecher der schlesischen Flüchtlinge und Vertriebenen beharrlich pflegt, erwies sich wieder als zuverlässiger Partner. So konnte auch das diesjährige, von der Landsmannschaft Schlesien organisierte, Deutschlandtreffen der Schlesier wieder in der Landeshauptstadt Hannover durchgeführt werden. Mit dem zentrumsnahen Hannover Congress Centrum bot man hierfür einen würdigen Rahmen. Man mag in der Haltung der Niedersachsen auch eine Art Dank sehen; so fanden nach Ende des Krieges über 720.000 Schlesier eine neue Heimat in Niedersachsen und trugen damit in erheblichem Maße zu Bevölkerungswachstum und positiver wirtschaftlicher Entwicklung bei.
Bilder zum Vergrößern bitte anklicken (Fotos: Andreas P. A. Giermek).
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Grußworte und Teilnahme bekannter Persönlichkeiten dürfen wohl als Belege der Wahrnehmung und Wertschätzung gesehen werden. So richtete Innenminister des Landes, Boris Pistorius Grüße von Ministerpräsident Stephan Weil aus. Ebenfalls mit dabei: Klaus Dieter Scholz, Bürgermeister der Stadt Hannover und Bernd Busemann, Präsident des Niedersächsischen Landtages. Doris Schröder-Köpf, ebenfalls Mitglied des Landtages und Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe strahlt allein durch ihre Teilnahme Sympathie für die Sache aus.
Die Schlesier aus dem Rheinland der landsmannschaftlichen Kreisgruppen Bonn und Köln hatten einen gemeinsamen Bus gechartert und waren bereits am Freitagmorgen aufgebrochen, um so auch das Vorprogramm, bestehend aus einem Empfang durch die Landtagsfraktion der CDU und dem allen offenstehenden ökumenischen Gottesdienst teilnehmen zu können. Im Gepäck dabei auch die alte Fahne des Bonner Schlesiervereins, der lange vor Entstehen der Nachkriegslandsmannschaften bereits im 19. Jahrhundert in der Stadt existierte. Die Landsmannschaft Schlesien wurde übrigens im Bonner Vertriebenenministerium vor 65 Jahren gegründet.
Die Bonner Kreisgruppe kann ohnehin hoch zufrieden, um nicht zu sagen stolz sein, da ihr Vereinsvorsitzender seit vergangenem Jahr auch die Position des Bundesvorsitzenden der Schlesischen Landsmannschaft innehat und gleichzeitig als Stellvertretender Vorsitzender die Geschicke des Bundesverbandes der Vertriebenen (BdV) mitbestimmt. Die biologische Tatsache, dass die sogenannte Erlebnisgeneration der schlimmen Weltkriegs- und Nachkriegsereignisse langsam abtritt, macht es erforderlich, dass Menschen der Nachkommens- und Bekenntnisgeneration hier nachrücken.
Dass mit diesem Generationswechsel nicht nur Personen ausgetauscht werden sondern auch Richtungswandel und Strategiewechsel verbunden sein können / sollten, hat Stephan Rauhut in seiner Amtszeit in Gesprächen mit z. T. hochrangigen Politikern sowie bei zahlreichen öffentlichen Auftritten bewiesen. Für ihn stehen einerseits Bewahrung der historischen Leistungen deutscher Ostsiedler, Pflege persönlicher Erinnerungen, das Bewusstsein, hier seine Wurzeln zu haben und andererseits Versöhnung mit den heutigen Herren dieser Gebiete –im Falle des historischen Schlesiens Polen und Tschechen (für das alte Österreichisch Schlesien) – nicht im Widerspruch. Das Bild vom Autofahrer, der zielorientiert vorwärts fährt, dabei aber den Rückspiegel im Auge behält, bringt diese duale Denkweise sehr schön auf den Punkt. Sowohl beim Landtagsempfang am Freitag als auch in der sonntäglichen Hauptveranstaltung wurde in Reden deutlich, dass seine Konzepte, Fähigkeiten und Umgangsformen sowohl bei Politikern, in der Wirtschaft, als auch bei anderen Verbandsvertretern weitgehend auf positive Resonanz stoßen.
Ein kurzer Blick auf die Hauptprogrammpunkte, die von der „rheinischen Delegation“ wahrgenommen wurden. Neben den moderierten Programmen gab es – wie bei solchen Treffen üblich – natürlich die Gelegenheit, sich im großen Eilenriedesaal, eingeteilt nach Heimatregionen, zu treffen, bei einem Imbiss zu stärken und Gedanken / Erinnerungen auszutauschen.
Der Empfang durch die CDU-Fraktion trug nicht nur durch leckeren Kaffee und Kuchen zur allgemeinen Stimmungshebung bei sondern hatte auch eine interessante Gesprächsrunde zusammengebracht. Moderiert wurde die Veranstaltung von Editha Lorberg, stellv. CDU-Fraktionsvorsitzende und frisch gewählte BdV-Landesvorsitzende in Niedersachsen. Als Referenten auf dem Podium brachten sich ein: Dirk Töpffer (stv. Fraktionsvors. Der CDU im Nds. Landtag), Bernard Gaida (Verband der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaft in Polen), Stephan Georg Raabe (Konrad-Adenauer-Stiftung Brandenburg), Stephan Rauhut (Bundesvorsitzender), Sebastian Wladarz (Landsmannschaft der Oberschlesier),. Nach einer Vorstellungsrunde hatten die genannten Personen Gelegenheit, ihre Gedanken zur Situation der Flüchtlinge und Vertriebenen, der politischen Behandlung sowie Stand und zukünftige Konzepte für das deutsch-polnische Verhältnis darzulegen. Eine Meinung, die immer wieder durchdrang, war, dass bei uns in Deutschland zu wenig Wissen und Interesse in Sachen deutsch-polnisches Verhältnis besteht. Viele Menschen hier wissen noch nicht einmal, dass es immer noch eine beachtliche deutsche Minderheit in Polen gibt, die Kontakt und Unterstützung – insbesondere hinsichtlich Muttersprache und Ausbildung wünschen und brauchen. Polen wissen offenbar mehr über uns als wir über sie. Hier sind Politik und Medien zu aktiverer Arbeit aufgefordert. Gleichzeitig wird auf die Chancen hingewiesen, die in einem intensiveren Wirtschafts- und Beschäftigtenaustausch liegen, wobei es Vorteile für beide Länder gibt. Wichtig ist es, das Verhältnis – auch im Falle einer stärker nationalistisch orientierten neuen Politik in Polen – stabil zu halten.
In der Neustädter Hof- und Stadtkirche fand der ökumenische Gottesdienst statt. Pastor i.R. Dr. Hans Henning Neß (ev.) und Dr. Joachim Giela (kath.), die beide langjährige Beziehungen zur Kirche der ehemaligen deutschen Ostprovinz haben, gestalteten eine eindrucksvolle Besinnungsstunde. Die Predigt hielt der Hannoversche Landesbischof i.R. Horst Hirschler.
Der Samstag bot eine Abfolge aus Besuch des Gedenksteins „Flucht und Vertreibung“ in Langenhagen, Musikalischer Begrüßung, Festlicher Stunde mit Redebeiträgen, Fachvorträgen (Schlesische Sommerakademie 2015), dem Bundesmitarbeiterkongress der Landsmannschaft, Offenem Singen und abschließend einem ausgedehnten Heimatabend.
Nachdem die Bundesregierung abgelehnt hatte, einen eigenen Gedenktag für die deutschen Opfer aus Flucht und Vertreibung zu etablieren, beschloss der Deutsche Bundestag, dieser Opfer im Rahmen des vorhandenen Weltflüchtlingstages am 20. Juni zu gedenken. In diesem Sinne waren zahlreiche Besucher des Treffens gerne bereit, datumsgerecht dem Aufruf zu einer kleinen Feierstunde an der Gedenkstätte in Langenhagen teilzunehmen, an der Editha Lorberg MdL und Stephan Rauhut Kränze niederlegten.
In der Festlichen Stunde, die Gotthard Schneider moderierte, wurden u.a. Beiträge von Bürgermeister Klaus Dieter Scholz, Landtagspräsident Bernd Busemann und LS-Vorsitzendem Stephan Rauhut geboten. Für die musikalische Umrahmung sorgten der DFK-Chor aus Waldenburg und die Original Beustertaler Blasmusik aus Diekholzen. Peter Großpietsch, Mitbegründer und Altvorsitzender der Bonner Kreisgruppe der Landsmannschaft Schlesien, erhielt für seine Leistungen die höchste Auszeichnung der Landsmannschaft Schlesien, den Schlesierschild.
In der Schlesischen Sommerakademie behandelten drei Vorträge die Themen Vertreibung, Geschichtsreise der Mobilität durch Schlesien und Heimatforscher /Schriftsteller Oskar Scholz.
Der Heimatabend stand unter dem Motto „“Schlesien grüßt Niedersachsen“. Mit ihm wurde dem angereisten Publikum eine bunte Mischung aus Musik, Tanz und Komik geboten. Mit von der Partie waren u.a. die bereits erwähnten Beustertaler Blasmusiker, die Schlesische Trachtengruppe ARGE, die Jugendtrachtengruppe Silesia aus Groß Maßdorf in Oberschlesien, der aus Chor DFK Waldenburg und die Tanzgruppe Octopus. Neben dem passiven Unterhaltungskonsum gab es für das Publikum natürlich auch Gelegenheit, aktiv mitzusingen
Der Sonntag bot für Protestanten einen Festgottesdienst; Predigt Generalsuperintendent der schlesischen Oberlausitz in Görlitz, Martin Herche. Katholiken waren zum Pontifikalamt geladen; Hauptzelebrant: S.E. Weihbischof Dr. Nikolaus Schwerdtfeger. Es folgte der Einzug der Trachtengruppen und Fahnenträger mit der Bonner Traditionsfahne vorweg in der Niedersachsenhalle, wo die Hauptkundgebung mit politischen Schwerpunkten stattfand.
In der ebenfalls von Dr. Gotthard Schneider geleiteten politischen Hauptkundgebung verfestigten sich die bereits beim freitäglichen Empfang gewonnenen Eindrücke. Hartmut Koschyk MdB Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten und der Niedersächsische Innenminister Boris Pistorius bestätigten die gute Arbeit der Landsmannschaften und ermunterten zur Weiterarbeit. Stephan Rauhut dankte für die Anerkennung und sicherte ein weiteres Engagement der Verbände zu. Mit seinem „Schlesien lebt“ ließ er die Hauptveranstaltung ausklingen.
Text und Fotos: Dr. Manfred Göttlicher